Isla Zapatera

Montag, 23.12.2019

Es ist ein Tag vor Weihnachten und meine Weihnachtsstimmung ist quasi nicht vorhanden. Die ganze Stadt ist mit schönen Lichtern geschmückt, überall ist lautstark Weihnachtsmusik zu hören und sogar den Weihnachtsmann habe ich schon getroffen; nichtsdestotrotz fühlt es sich bei 30 Grad im Schatten und ohne Lebkuchen und Glühwein einfach nicht wie Weihnachten an.

Aber das macht nichts! Es ist sogar ganz schön mal ein Jahr nicht den ganzen Weihnachtskommerz mitzumachen. Normalerweise mache ich mir den ganzen Dezember Gedanken über Geschenke, und wenn ich dann endlich Geschenke gefunden habe, mache ich mir Gedanken, wie ich diese bezahlen soll, wenn ich doch mein ganzes Geld schon auf dem Weihnachtsmarkt ausgegeben habe.

Auch bei Corazón Contento ging es in den letzten zwei Wochen sehr weihnachtlich zu. Wir hatten jeden Tag ein besonderes Programm für alle Teilnehmer*innen. Mal waren wir schwimmen, haben Kekse gebacken, Weihnachtsdeko gebastelt, an anderen Tagen haben wir Ausflüge zum See gemacht, Sackhüpfen und Eierlaufen gespielt. Am letzten Tag vor den Ferien hatten wir dann eine große Weihnachtsfeier mit allen Teilnehmer*innen und Eltern. Es gab leckeres Essen, Geschenke und der Weihnachtsmann kam zu Besuch. Außerdem haben einige Kinder und Jugendliche König der Löwen aufgeführt - das war mein persönliches Highlight.

Jetzt haben wir seit einer Woche Ferien und ich habe nicht wirklich viel gemacht in dieser Zeit. Ich habe mich entschieden bis Weihnachten bei meiner Gastfamilie zu bleiben und danach meinen Rucksack zu packen und loszureisen, schließlich will ich Nicaragua endlich besser kennenlernen. Im Januar werde ich für eine Woche auf den Corn Islands sein, der Karibikseite des Landes; ansonsten habe ich meine Reise nicht wirklich geplant und werde einfach sehen, wo es mich hintreibt.

Dieses Wochenende habe ich mit Patricia (meiner Chefin), Gian Carlos (meinem Arbeitskollegen) und einigen Bekannten von ihnen einen Ausflug auf die Isla Zapatera gemacht. Hierbei handelt es sich um eine Insel im Nicaraguasee, die geschichtlich wirklich sehr interessant ist. Archäologische Funde von Felszeichnungen und Skulpturen belegen, dass hier einst präkolumbische Völker lebten. Die meisten dieser Funde sind allerdings nicht mehr auf der Insel zu finden, sondern in irgendwelchen Museen ausgestellt. Wir sind auch nicht für die Artefakte auf die Insel gefahren, sondern um eine Community mit dem Namen Sonzapote zu besuchen. Gian Carlos hat 4 Jahre in dieser Communiy gelebt und als Lehrer gearbeitet, und ist bis heute sehr Verbunden mit den Menschen von Zapatera. Das ist auch der Grund, warum Patricia und Gian jedes Jahr eine Weihnachtsfeier dort ausrichten und Geschenke für die Kinder, sowie Sachspenden für die Schule mitbringen.

Unsere Reise begann am Freitagmorgen um 6 Uhr. Pünktlich um 7.30 waren dann alle da und wir konnten uns auf den Weg machen. Wir verluden unser Gepäck und alle Sachspenden in die zwei Fahrzeuge und fuhren dann ca. 1,5 Stunden in Richtung Süden. Unsere Fahrt endete an einem schönen Strand, wo bereits ein Boot auf uns wartete. Um zum Boot zu gelangen mussten wir durch das kniehohe Wasser waten – hätte ich das gewusst wäre ich vielleicht in einer kurzen Hose gekommen. Unsere Bootsfahrt begann entspannt, wurde aber sehr schnell sehr rasant. Wie in einer Wildwasserbahn trafen uns die hohen Wellen und wir waren triefend nass - so war es dann auch egal, dass ich keine kurze Hose anhatte. Die Bootsfahrt dauerte ca. 1 Stunde, und nicht jeder konnte sein Frühstück bei sich behalten. Das war dann auch der Moment, in dem ich verstand, wieso wir nicht gleich ein Boot von Granada aus genommen hatten, um uns die Autofahrt zu ersparen.

Auf der Insel angekommen, wurden wir herzlich mit einem großen Mittagessen begrüßt. Ich kann zwar nicht sagen wie der Fisch geschmeckt hat, aber die Beilagen (die locker als Hauptmahlzeit ausreichten) waren super rico (lecker)! Nach dem Essen wollten wir dann mit allen Sachspenden zur Schule laufen, wo auch die Weihnachtsfeier stattfinden sollte. Das war ein wenig anstrengend, denn die Spenden waren schwer und der Weg war steinig und führte bergauf - ich hatte natürlich nur Flip Flops an. Wir packten ca. 30 Pakete mit Süßigkeiten, Klamotten, Spielzeugen und Schulmaterialen; befüllten 3 Piñatas mit Bonbons und hängten überall Luftballons auf.

Die

Dann machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem Camp, um uns ein wenig auszuruhen. Ich nutzte die Zeit um die Gegend zu erkunden. Ich ging einige Meter bergauf, bückte mich unter kleinen Bäumen hindurch und entdeckte schließlich eine kleine Hütte – ich hatte das Plumpsklo gefunden (seit meiner Zeit in Ghana weiß ich Toiletten, die ohne Wasser funktionieren, wirklich sehr zu schätzen!) und wollte es gleich mal einweihen. Ich schob also den Vorhang zur Seite und entdeckte zu meiner Freude ein Huhn, welches seine Eier in dem Klo ausbrütete (also nicht direkt in dem Klo, aber in der Hütte). Während unseres Aufenthalts besuchte ich das Huhn bestimmt noch 3-4 Mal und wir wurden sowas wie Freunde.

Dann war es endlich Zeit für die Weihnachtsfeier. Die ganze Community (ca. 100 Leute) kam zusammen. Alle freuten sich besonders Gian wiederzusehen. Mit den Kindern spielten wir Spiele, tanzten, schlugen auf die Piñatas ein und verteilten schließlich die Geschenke. Dann gab es Essen für alle und nach und nach machten sich die Leute wieder auf den Weg zu ihren Häusern. Als schließlich derjenige der die Musik mitgebracht hatte verschwand, und mit ihm die Musik, war die Party vorbei.

Wir gingen wieder zu unserem Camp, einige gingen im See schwimmen, andere setzten sich einfach nur ans Ufer. Dann kamen plötzlich zwei Partyboote auf uns zu – es waren die Jugendlichen von der Insel, die mit uns feiern wollten. Also hörten wir unglaublich laute Musik und tanzten dazu, bis es irgendwann stockfinster war. Nach und nach gingen alle ins Bett, die meisten hatten Hängematten mitgebracht. Ich wollte einfach mit einer Matte und einem Schlafsack auf dem Boden schlafen, aber als ich im Camp ankam, entdeckte ich zu meinem entsetzen riesengroße Frösche (die waren so groß wie mein Gesicht, kein Scherz) überall auf dem Boden. Also schlug ich mein Nachtlager auf dem Tisch auf – schlechte Idee. Ich habe in der Nacht nicht wirklich viel geschlafen. Mir war furchtbar warm, weshalb ich nicht komplett in meinem Schlafsack schlafen konnte, weshalb ich die ganze Zeit halluziniert habe, dass Spinnen und Frösche auf mir sitzen. Und wenn ich gerade keine Horrorvorstellung von der Natur hatte, dann hatte ich Angst vom Tisch zu fallen, weshalb ich mich gar nicht bewegte und deshalb unangenehme Rückenschmerzen bekam. Als dann irgendwann früh morgens die Sonne aufging, war ich fast schon froh, dass die Nacht zu Ende war und ich aufstehen konnte (ich glaube, dass ist das erste Mal, dass ich sowas sage). Alle anderen schliefen noch friedlich in ihren gemütlichen Hängematten, also nutze ich die Zeit zum Schwimmen. Wir aßen noch Frühstück auf der Insel und machten uns dann auf den Heimweg. Die Bootsfahrt war wieder genau so aufregend wie auf der Hinfahrt. Am Strand angekommen wartete diesmal leider nur ein Fahrzeug auf uns, weshalb sich am Ende 14 Menschen, 2 Hühner und sehr viel Gepäck in ein Auto quetschen mussten. Das war nicht gerade bequem, aber wir sind alle heil angekommen. Zuhause habe ich dann erstmal meinen Schlaf nachgeholt.

Für dieses Jahr ist das vorrausichtlich mein letzter Blogeintrag, aber im nächsten Jahr habe ich bestimmt wieder so einiges zu berichten. Ich wünsche allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Feliz navidad y feliz año nuevo!