Quer durchs Land

Sonntag, 19.01.2020

Liebe Leute,

obwohl es dafür fast schon ein bisschen spät ist, wünsche ich allen ein frohes, glückliches und gesundes neues Jahr!

Mein Jahr hat ziemlich gut angefangen, und zwar mit einem Urlaub auf den Corn Islands. Und auch 2019 habe ich gebührend ausklingen lassen, mit einem Trip nach Ometepe und San Juan del Sur.

Einen Tag nach Weihnachten packte ich meinen Rucksack, und eine Taxi- und zwei Busfahrten später, stand ich am Hafen in San Jorge und wartete auf die Fähre nach Ometepe. Ometepe ist eine Insel mit zwei Bergen (sorry für den Ohrwurm), genauer gesagt zwei Vulkanen. Der Legende nach ist Ometepe geformt vom Körper einer Frau, die auf Grund einer verbotenen Liebe Selbstmord beging. Zapatera (die Insel aus meinem letzten Blogeintrag) ist übrigens der männliche Gegenpart dazu.

Neben zwei Vulkanen, von denen einer aktiv ist, beherbergt Ometepe außerdem Wasserfälle und Lagunen und ist das Zuhause einer beeindruckenden Tier- und Pflanzenwelt.

Nach einer etwa einstündigen, sehr entspannten Überfahrt mit der Fähre, war ich auf Ometepe. Die Atmosphäre war irgendwie anders als auf dem Festland; alles war ein bisschen kleiner, man könnte es schon fast als gemütlich bezeichnen. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zu meinem Hostel, das ich auch relativ schnell erreichte (ich habe das Gefühl meine Orientierung ist besser geworden, auch wenn Google Maps immer noch unerlässlich ist). Den Rest des Anreisetages verbrachte ich damit, die Umgebung ein bisschen zu erkunden.

Am nächsten Tag lieh ich mir ein Fahrrad aus, um den Rest der Insel zu sehen. Wie sich später herausstellte, ist Ometepe deutlich größer, als mein erster Eindruck vermuten ließ. Ich würde also jedem, der nicht zufällig liebend gern bei praller Sonne, stundenlang mit dem Fahrrad bergauf und -ab fährt raten, ein Motorrad oder einen -roller zu mieten.

Motiviert machte ich mich auf den Weg zu meinem ersten Stopp: Punta Jesús Maria. Ein Aussichtspunkt, von dem man einen tollen Ausblick über die Nordinsel und auf den Vulkan Concepción hat. So weit, so gut - nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter mit meinem Fahrrad durch verschiedene Ortschaften, bis zum nächsten Ziel, der Laguna de Charco Verde. Die Sonne machte mir inzwischen ziemlich zu schaffen; schlauerweise hatte ich eine Kopfbedeckung vergessen (jeder der mich kennt weiß, dass ich mir ständig den Kopf verbrenne, ein Hoch auf dünne Haare :). Auf dem nächsten Abschnitt meiner Tour, in Richtung Playa Santo Domingo, ging es ziemlich lange bergauf, weshalb ich das Fahrrad hauptsächlich schob. Nachdem ich meinen überhitzten Körper im Wasser ein bisschen abkühlen konnte, waren es glücklicherweise nur noch 2 km bis zu meinem letzten Ziel, dem Ojo de Agua, mineralhaltige Quellen zum Schwimmen, mitten in einem Wald. Für den Rückweg konnte ich glücklicherweise einen netten Mann ausfindig machen, der sowohl mich, als auch das Fahrrad, zurück in die Ortschaft transportierte, in der sich das Hostel befand.

Am nächsten Tag packte ich meine sieben Sachen zusammen und fuhr Richtung Pazifik, nach San Juan del Sur. San Juan del Sur ist sowohl bei Tourist*innen, als auch bei Nicaraguaner*innen ein beliebter Ort um Urlaub zu machen. Besonders sonntags ist es dort sehr überfüllt, denn Sunday is funday! Jeden Sonntag wird von mehreren Hostels ein Poolcrawl organisiert, bei dem hunderte junge, betrunkene Leute in Badeanzügen, mit Neonfarben und Glitzer bemalt, von Hostel zu Hostel ziehen und Bierpong spielen. Das klingt zwar sehr lustig, aber man kann sich definitiv eine bessere Zeit zum Anreisen aussuchen, ganz besonders, wenn man in einem der Hostels übernachten möchte, die am Poolcrawl beteiligt sind.

In San Juan hatte ich eine ziemlich gute Zeit. Ich besuchte verschiedene Strände, lernte viele Leute kennen und feierte eine grandiose Silvesterparty; dieses Mal war auch ich einer von den mit Neonfarben und Glitzer bemalten Menschen.

Am ersten Januar ging es dann zurück nach Granada, hauptsächlich um meine Wäsche zu waschen und meinen Rucksack umzupacken, denn am nächsten Tag wollte ich auf die Corn Islands fliegen.

Die Corn Islands befinden sich im Osten Nicaraguas, im karibischen Meer. Während ich vor zwei Tagen noch im Pazifik schwamm, befand ich mich nun also an der Karibik- bzw. Atlantikküste. Anders als der Rest Nicaraguas, stand die Antlantikküste für etwa 200 Jahre unter britischem Einfluss. Sie wird auch Miskitoküste genannt, denn hier ist das indigene Volk der Miskito zuhause. Diese leben jedoch eher nördlich, im Grenzgebiet zu Honduras. Vor meiner Reise auf die Corn Islands wurde mir von vielen Leuten gesagt, dass es sich geografisch zwar um Nicaragua handle, sich aber kulturell sehr von dem unterscheide, was ich bis jetzt kennengelernt hätte. Am Auffälligsten ist dabei natürlich die Sprache – hier wird Englisch, bzw. Kreol gesprochen. Die meisten Leute sprechen aber auch Spanisch, sind also multilingual. Auch das Essen war ein wenig anders; zum Beispiel wurde viel mit Kokosnuss gekocht – lecker! Außerdem ist mir aufgefallen, dass in den Restaurants und Bars andere Musik lief, nicht so viel Reggeaton.

Die ersten zwei Nächte verbrachte ich auf Little Corn Island. Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um eine relativ kleine Insel, die man einfach zu Fuß überqueren kann. Es gibt ein Baseballfeld, eine Schule, ein paar Hotels, Restaurants und Pulperias (auf Deutsch kann man Pulperia wahrscheinlich am besten mit einem Tante Emma Laden beschreiben). Auf der Insel fahren keine Autos, die meisten Menschen sind entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Um nach Little Corn zu gelangen, gibt es zwei Mal am Tag ein Boot von Big Corn. Die Überfahrt dauert ca. eine Stunde und man wird ziemlich nass.

Die Corn Islands sind ein gutes Ausflugsziel, wenn man einfach mal nichts tun möchte, denn es gibt wirklich nicht besonders viele Aktivitäten. Man kann schwimmen, schnorcheln, tauchen, Bootsausflüge machen und angeln.

Bereits nach 10 Minuten auf Little Corn hatte ich einen Guide ausfindig gemacht, der mit mir schnorcheln gehen würde. Wenig später befand ich mich mit einer Australierin, dem Guide und unserem Kapitän auf einem Boot und wir fuhren zum ersten Riff. Nach einer kurzen Einführung in die Zeichensprache der Taucher, befanden wir uns im türkiesblauen Meer, bereit zum Schnorcheln. Nachdem zweimal meine Taucherbrille getauscht werden musste und einmal mein Schnorchel voll Wasser lief, konnte ich mich vollends auf die Schönheit unter Wasser konzentrieren. Wir sahen bunte Fische und Korallen, Seesterne, Muscheln, einen kleinen Rochen und einen Barrakuda. Ich fühlte mich, als wäre ich in einer 5D Vorstellung von Findet Nemo. Dann fuhren wir zum nächsten Riff, ein tieferes Riff. Bereits bevor wir im Wasser waren, fing unser Guide aufgeregt an zu winken und zu fuchteln und gab uns zu verstehen, dass wir uns beeilen sollten, denn er hatte etwas entdeckt. Unter uns schwammen riesengroße (!!) Adlerrochen umher. Es wurden immer mehr, und es war wunderschön ihnen zuzusehen, fast als würden sie einen Tanz aufführen. Dann die nächste Sensation: Ein Hai! Bzw. ganz viele Haie, ich glaube es waren Ammenhaie, etwa 2 Meter groß, lagen entspannt am Meeresboden und ließen sich von unserem Vorbeischwimmen nicht stören. Noch eine Weile sahen wir den Rochen und den Haien zu, dann stiegen wir wieder ins Boot und fuhren zum letzten Riff. Dort sahen wir noch einmal viele kleine bunte Kreaturen, Seeigel, Krabben, Langusten, Fische; unser Guide nahm sich dann auch direkt sein Abendessen mit nach Hause – er wollte Ceviche machen.

Leider gibt es von diesem schönen Erlebnis keine Bilder, da ich nur eine Handykamera, sowie eine Einmalkamera von Rossmann besitze.

Den Rest meiner Zeit auf Little Corn verbrachte ich hauptsächlich am Strand.

Meine 4 verbliebenen Tage auf Big Corn waren nicht weniger entspannt. Hier war alles etwas größer, es fuhren auch Autos und Motos. Einen Tag umrundete ich die Insel auf dem Fahrrad (deutlich angenehmer als meine Erfahrung auf Ometepe). Leider war es die meiste Zeit ziemlich stürmisch und regnerisch, weshalb ich auch viel Zeit in meinem Hostel verbrachte. Da ich aber von meinem Balkon einen direkten Blick auf das Meer hatte, das Hostel über eine Dachterasse verfügte und nette Menschen dort anzutreffen waren, war das nur halb so schlimm. Abends, wenn es dunkel wurde, konnte ich von meinem Zimmer aus beobachten, wie sich kleine Rochen im flachen Wasser versammelten und dort ihren fliegenden Tanz aufführten (Rochen sehen wirklich so aus, als würden sie fliegen).

der Ausblick von meinem Hostelzimmer

 

Inzwischen bin ich wieder in Granada, zurück im Alltag. Seit einer Woche arbeite ich wieder bei Corazón Contento. Da alle Teilnehmer allerdings erst ab Montag wieder eintrudeln, war es sehr leer und auch etwas langweilig bei der Arbeit. Ich habe die Zeit hauptsächlich genutzt, um neue Materialien zu basteln und meine Englischstunden zu planen. Ich freue mich darauf am Montag alle wiederzusehen und wieder richtig loszulegen.

 

¡Hasta pronto!