Volcano Boarding vom Cerro Negro

Dienstag, 19.11.2019

Das ich so lange nichts von mir hab hören lassen hat zwei Gründe: erstens war ich ein bisschen faul in letzter Zeit, und zweitens hatte ich mit einer kleinen Infektion zu kämpfen.

Durch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Hautausschlag, schmerzende Hände und Füße und andere Wehwehchen, war ich ca. eine Woche lahmgelegt. Die Symptome klingen zwar verdächtig nach Dengue Fieber, aber in meinem Blut konnte dieser Virus nicht nachgewiesen werden. Mysteriöserweise konnte auch nichts anderes nachgewiesen werden. Aber inzwischen geht es mir wieder bestens, also war es vielleicht nur ein kurzer Anflug einer komischen Grippe.

Während meiner Krankheit wurde ich sowohl von meiner Gastfamilie, als auch von meinen Arbeitskollegen sehr gut umsorgt. Ich wurde zu allen Arztbesuchen begleitet, mir wurde Suppe gekocht und etwa alle 2 Stunden habe ich besorgte Nachrichten bekommen. Durch meine Kreislaufprobleme bin ich leider in einer Nacht auf dem Klo umgekippt und musste deswegen ins Krankenhaus. Keine Sorge – das klingt deutlich dramatischer als es war. Dort haben sie mir eine Kanüle in die Hand gesteckt um mich mit Medikamenten zu versorgen. Diese Kanüle war dann 2 Tage in meiner Hand, und ich kann sagen, dass war definitiv das schlimmste an dieser ganzen Woche. Ich war dann noch bei einem anderen Arzt, der sehr engagiert alle möglichen Tests veranlasst hat und mir gottseidank diese Kanüle aus der Hand entfernt hat. Danach ging es mir dann auch schon viel besser.

Nun zu einem erfreulicheren Thema. Ich habe endlich mal wieder einen Ausflug gemacht. Letztes Wochenende ging es nach León. Genau wie Granada ist León eine alte Kolonialstadt. Allerdings hat León deutlich mehr Einwohner als Granada und ist außerdem als Universitätsstadt bekannt. Insgesamt war ich zwei Tage dort; einen Tag habe ich die Stadt erkundet, bin auf der größten Kathedrale des Landes spaziert und habe bei McDonalds gegessen. Es ist merkwürdig, in Deutschland habe ich so gut wie nie das Bedürfnis, bei großen Fastfoodketten zu essen, und hier raste ich buchstäblich aus, wenn ich zu Pizza Hut gehen kann. Da fällt mir ein, letztens habe ich im Supermarkt ein Ciabatta Brötchen entdeckt, das habe ich natürlich sofort gekauft und mir ohne jeden Belag reingezogen – es war köstlich!

Zurück nach León, mein erster Tag bestand hauptsächlich aus Sightseeing.

Am zweiten Tag bin ich dann mit einer Gruppe anderer Touristen zum Cerro Negro gefahren. Der Name ist Programm, es handelt sich um einen schwarzen, sehr aktiven Vulkan, der außerdem der jüngste Vulkan in Nicaragua und der zweitjüngste Vulkan in Mittelamerika ist. Bis zum Jahr 1853 war an dieser Stelle einfach eine grüne Wiese - kaum zu glauben. Von unserem Hostel ging es zunächst mit einem großen Truck zum Mañana Mañana Café. Dort haben wir alle ein Getränk unserer Wahl bekommen und durften uns außerdem ein T-Shirt aussuchen. Dann sind wir zurück in den Truck geklettert und ca. 50 Minuten bis zum Cerro Negro gefahren. Dort angekommen hat dann jeder ein (verdammt schweres) Board bekommen und einen Rucksack mit Schutzanzug, Schutzbrille und Handschuhen. Dann ging es eigentlich auch schon los. Die ersten paar Meter war ich noch voller Energie und Motivation, aber das war schnell vorbei. Der Anstieg war steil, staubig, steinig und vor allem heiß. Vulkane sind natürlich allgemein bekannt dafür, etwas wärmer zu sein, aber ein schwarzer Vulkan zieht die Sonne noch mal besonders an. Mal wieder schien den anderen Leuten die Anstrengung nicht so zuzusetzen wie mir, aber zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt meine Krankheit vielleicht noch nicht vollständig auskuriert hatte, und noch ein bisschen schwach auf den Beinen war. Aber wem mache ich hier etwas vor? Natürlich hat auch meine allgemeine Unsportlichkeit da reingespielt.

Egal, irgendwann bin auch ich oben angekommen und der Ausblick war wirklich schön.

Aber wir waren natürlich nicht für den Ausblick da oben, sondern um den Vulkan auf einem Brett herunterzufahren. Also zogen wir unsere komplette Schutzausrüstung an und sahen dann alle aus wie bei Breaking Bad.

Da ich vorher einige Videos von der Abfahrt gesehen hatte, bei denen die Menschen verdammt schnell den Vulkan runtergerast sind und sich unten sogar überschlagen hatten (https://www.youtube.com/watch?v=VrmHj5mzUF0), war ich ein bisschen aufgeregt. Unser Guide erklärte uns aber genau, wie wir schnell oder langsam fahren könnten. Ich nahm mir vor erst mal mittelschnell zu fahren und dann gegebenenfalls schneller zu werden. Gespannt beobachtete ich die ersten drei Fahrer und musste feststellen, dass eine schnelle Abfahrt wohl schwerer war als gedacht. Noch zuvor hatte uns der Guide erzählt, dass die schnellste Person 23 Sekunden gebraucht hatte, während die langsamste Person stolze 20 Minuten unterwegs war. Anfangs haben wir noch alle darüber gelacht, aber jetzt erschien mir das gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Allerdings schien das Problem hauptsächlich auf der mittleren Fahrbahn zu liegen, denn die Fahrer auf den beiden äußeren Pisten waren deutlich schneller. Ich stand natürlich in der mittleren Schlange an. Irgendwann hat es wohl auch dem Guide zu lange gedauert, und damit niemand den 20-Minuten-Rekord bricht, wurde die mittlere Fahrbahn geschlossen. Das hieß allerdings noch länger in der Sonne warten. Von Mal zu Mal ging es etwas schneller; entweder mussten die Bahnen erst eingefahren werden, oder die Leute hatten genug Zeit sich die Techniken der anderen Menschen abzugucken und diese zu perfektionieren. Als ich an der Reihe war, setzte ich mich auf mein Board, positionierte mich so wie es mir gezeigt wurde, und fuhr langsam los. Die ersten paar Meter stockten noch etwas, aber dann nahm ich Fahrt auf und schließlich hatte ich eine gute Geschwindigkeit. Auf der zweiten Hälfte wurde es dann plötzlich noch schneller und ich hatte richtig Spaß. Steine flogen mir um die Ohren, ich spürte den heißen Sand in meinen Haaren und in meinen Schuhen, und alles was ich sehen konnte war Staub. Und dann war ich auch schon unten. Wahrscheinlich werde ich das ganze nicht noch mal machen, aber es war definitiv eine unglaubliche Erfahrung! Ich denke, ich war noch nie so dreckig in meinem Leben und ich habe das Gefühl, dass immer noch Vulkanstaub aus meiner Nase kommt. Die Dusche danach war jedenfalls dringend nötig. Immerhin habe ich jetzt Platz 2 der CNN Liste mit den 50 verrücktesten Sachen, die man vor seinem Tod gemacht haben muss, erledigt.

 

Das war auf jeden Fall nicht mein letzter Trip nach León, denn die Stadt und auch die Umgebung haben sehr viel zu bieten. Ab dem 15. Dezember geht Corazón Contento für einen Monat in die Weihnachtspause, und diese Zeit werde ich definitiv nutzen, um Nicaragua weiter zu entdecken und vielleicht auch mal ein bisschen weiter weg zu reisen.

Hasta pronto, amigos!

P. S falls jemand noch ein Weihnachtsgeschenk für mich sucht, ich würde mich sehr über eine Spende an meine Entsendeorganisation World-Horizon freuen, auf folgendes Konto: 

World-Horizon

IBAN: DE09 3007 0010 0123 5035 00

BIC: DEUTDEDDXXX

Deutsche Bank

Verwendungszweck: Spende eingeworben von Kim Awe